Frühjahrssitzung 2014 des Urologiebeirates des BDU: Gesundheitserziehung, Bewusstseinswandel, Risikotaxe und natürlich die Kosten des gesunden Älterwerdens bewegten die Gemüter.
Der Berufsverband der Deutschen Urologie e.V. hatte geladen: zur Frühjahrssitzung 2014 des Urologiebeirates am 22. Mai in Berlin. Nachdem die Männergesundheit es sogar in den Koalitionsvertrag geschafft hatte, setzte der UrologieBeirat nach und stellte seine moderierte Podiumsdiskussion unter den provokanten Titel „Der gesunde Mann – eine Bedrohung für die Volkswirtschaft?“
Der UrologieBeirat ist eine Kooperationsgemeinschaft des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e. V. und Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft, die 2013 gegründet wurde. Gemeinsam verfolgt man das Ziel, gesundheitspolitische Entwicklungen zu diskutieren und aus den unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen einen vielseitigen Austausch über urologische Versorgung und Gesundheitspolitik zu führen.
BDU-Präsident Dr. Axel Schroeder begrüßte die Diskussionsteilnehmer, darunter Vertreter des BDU-Präsidiums, der Gesundheitswirtschaft sowie interessierte Gäste aus dem Bereich der Urologie. „Männergesundheit muss berufspolitisch begleitet werden“, forderte Dr. Schroeder. Neben ihm auf dem Podium im kleinen Konferenzsaal von Hecker’s Hotel: der Berliner Politik-Stratege Ulrich Tilly, der Düsseldorfer Medizinsoziologe Prof. Dr. Nico Dragano und in seiner Funktion als Moderator, Peter Thelen, Berliner Korrespondent des Handelsblattes. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Prof. Dr. Edgar Franke, MdB, und Tino Sorge, MdB und Mitglied des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag waren aufgrund einer sich verzögernden namentlichen Abstimmung im Bundestag verhindert.
Ein Impulsvortrag von Prof. Dragano benannte aufschlussreiche Fakten über die Männergesundheit – einem aufstrebendem jungen Thema, zu dem es immer noch relativ wenig Forschung gäbe. Aktuell fünf Jahre Unterschied in der Lebenserwartung der Geschlechter seien sowohl auf eine biologische Benachteilung des Mannes als auch auf nicht-biologische Risikofaktoren, wie Rauchen, Übergewicht, schlechtere Ernährung, härtere Arbeitsbedingungen und eine schlechtere Versorgung bei psychischen Erkrankungen zurückzuführen. Für die Prognose für die nächsten 20 Jahre sei es entscheidet, wie sich die Vorsorge, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der heute 40 bis 65-jährigen Männer sowie die Versorgung der heute 65 bis 75-Jährigen entwickele. Dass eine lebensweltbezogene Prävention funktioniere, zeigten die Zahlen bei der Raucherentwöhnung und die Erfolge in der betrieblichen Prävention, so der Medizinsoziologe. Dass die männliche Übersterblichkeit in großen Teilen von Hochrisikogruppen – arm, arbeitslos, männlich – verursacht werde, biete laut Prof. Dragano einen weiteren Ansatz, um die Männergesundheit zu verbessern.
In der anschließenden durchaus lebhaften Debatte wiesen sich die Diskutanten als Kenner der Materie aus. Gesundheitserziehung, Bewusstseinswandel, Risikotaxe und natürlich die Kosten des gesunden Älterwerdens bewegten die Gemüter. Dass Urologen schon vor 30 Jahren mit einem „Vater-Sohn-Konzept“ Vorreiter im Kampf um die Männergesundheit waren, wie der Vorsitzende des Hamburger BDU-Landesverbandes, Dr. Rudolf Osieka, bemerkte, verblüffte viele der Anwesenden. Jenseits aller Theorien mahnte er ein praktisches Vorgehen an: Die HPV-Impfung geschlossen zu fordern und anzubieten und 50-Jährige mit erektiler Dysfunktion zum Internisten zu schicken, seien schon jetzt konkrete Aufgaben der Urologen, um die Männergesundheit zu befördern.
BDU-Präsident Dr. Schroeder schloss die Diskussion schließlich: „Urologen sehen den Mann von der Wiege bis zur Bahre, vom Säugling bis ins hohe Alter und sind der entscheidende Begleiter bei der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention des Mannes. Dennoch ist Prävention nicht nur eine ärztliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich alle Verantwortlichen auf allen Ebenen annehmen müssen.“
Die turnusmäßig zweite Sitzung des Jahres des Urologiebeirates findet im September 2014 statt.